Trotz der nahezu direkten Kurslinie von La Linea nach Porto Santo, betrug die zurückgelegte Seestrecke 592 Seemeilen. Wir benötigten dafür 4 Tage und 18 Stunden, und es gab jeden Tag etwas zu erleben, was wir so nicht erwartet hätten.
So jagte uns der Starkwind der ersten Nacht beim ersten Licht im Morgengrauen einen gehörigen Schreck ein. Durch zwei sich überlagernde Wellensysteme kamen immer 3 große Wellen hintereinander von der Steuerbordseite herangerollt. Hierbei ging es zunächst nach Backbord geneigt um ca. 4 Meter hinauf, um im nächsten Moment nach Steuerbord geneigt wieder hinunter zu surfen. Diese Rollbewegung war wohl auf Dauer für die Befestigung der Abstützstrebe des Windgenerators zu heftig. Wie man am obigen Bild vielleicht erkennen kann, wurden die Schraubenköpfe einfach abgerissen.
Die zweite Strebe hielt den Mast in ca. 30 Grad ausserbords und wurde dabei über die Rehling gebogen. Dies verschaffte mir Gott sei Dank die Zeit, den Mast mit Spanngurten zu sichern. Ich denke, wenige Minuten später wäre der Mast samt Windgenerator zum Totalverlust geworden.
Inzwischen ist die verbogene Stützstrebe gerichtet und die Befestigung mit den angeschweissten 8mm Gewindestangen durch das Deck absolut fest verschraubt.
Im weiteren Verlauf des Tages mussten wir aufgrund erheblicher Mengen an übergekommenden Seewassers eine Undichtigkeit im Deck feststellen. Vom Lichtprisma über der Küche tropfte es munter auf den darunterliegenden Herd.
Inswischen haben wir das Prisma ausgebaut, alles gereinigt, und mit Sika wieder eingesetzt.
So wie es aussah, hatte an einigen Schrauben der Zahn der Zeit schon etwas länger genagt.
Als uns am vierten Tag der Wind für einige Zeit komplett verließ und wir den Motor starteten, gab es den nächsten Schock. Die Motorgeräusche waren alles andere als normal. Ein heller, metallischer Ton gefiel uns gar nicht. Also den Motor wieder aus und ab in den Motorraum. Schnell zeigte sich, dass der Keilriemen des Generators vollkommen locker war. Nach dem Ausbau der Spannvorrichtung und deren Instandsetzung lief der Motor nach einer Stunde wieder wie gewohnt.
Auch die letzte Nacht hatte noch eine Überraschung für uns parat. Unsere Navigationsbeleuchtung im Masttop funktionierte nicht, bzw nicht immer. Also segelten wir teilweise inkognito die letzten 30 Seemeilen nach Porto Santo.
Die Reparatur ergab nicht wie vermutet Korrosion, sondern aufgeweitete Kontakte und war schnell korrigiert.
Und zum guten Schluß hat noch mein Smartphone den Geist aufgegeben. Die hohe Luftfeuchte in den Nächten, verbunden mit der Salzathmosphäre und ein paar Wellenspritzern, sind der USB-Buchse wohl nicht bekommen. Eine Reinigung in Süßwasser brachte ebenfalls keinen Erfolg mehr, und somit war ein Aufladen des Akkus über Kabel nicht mehr möglich. Der Chinahändler des Ortes konnte jedoch mit einer kleinen Induktivladestation vorerst weiterhelfen. Lessons learned, alle elektronischen Geräte kommen zukünftig bei Nichtbenutzung in eine Tupperdose!
Ohje, was alles passieren kann. Und super, wie ihr das geleistet habt. Jetzt ist sicher erst mal Erholung angesagt. ? Grüße ? IundJ