Der Morgen beginnt seit ein paar Tagen immer nach dem selben Ritual. Noch bevor die Sonne auf das Deck scheint, werden die Kadaver der Kalmare und fliegenden Fische entsorgt.
Würde wir einen übersehen, könnte wir ihn zum Mittag mit der Nase finden.
Heute Nacht hatte es einer sogar geschafft, mitten im Cockpit zu unseren Füssen zu landen. Ihm konnten wir natürlich sofort helfen. Ob er es jedoch überlebt hat, wissen wir nicht, denn wie wir festgestellt haben, geben die kleinen Kerlchen bereits nach wenigen Sekunden nach der Landung kein Zucken mehr von sich.
Am Nachmittag, bei Sonnenschein, viel Dunst und idealen Winden, rundeten wir Cap Verde im Abstand von ca. 20 sm für die finalen 100 sm zum Ziel. Die Taktik des Tages war es nun, die Geschwindigkeit so zu wählen, dass wir die Gambiaflußmündung bei Tageslicht erreichen und, wenn möglich, noch etwas mitlaufenden Strom auf den letzten 35 Seemeilen zu bekommen.
Es ist uns super gelungen. Exakt zum Sonnenaufgang waren wir an der
Ansteuerungstonne Nr. 1 der Gambiaflussmündung. Davor war jedoch ein hochkonzentriertes Durchfahren der Fischerei angesagt und ließ keine Minute Schlaf zu. Einer von uns am Radar und einer an der optischen Plausibilisierung. AIS haben nur die großen Mutterschiffe, die sind aber auch beleuchtet wie Christbäume. Interessant waren die Pirogen mit einer Lichterführung wie in der Diskothek. Vorn und hinten ein grünes Licht, manchmal blinkt das vordere Licht, damit man wenigstens die Richtung erahnen kann. In der Mitte ein rotes und wild verteiltes Blinken und Blitzen von Blau und Weiß. Die Tragweite der Lichter liegt bei ca. 1 sm, d.h. wenn man sie ausmacht und bis man weiss was vorgeht, sind sie auch schon ganz nah. Manche Kleinboote sahen wir erst, als der Schiffsführer mit einer Taschenlampe wild gestikulierend auf sich aufmerksam machte. Dazu fräsen, scheinbar ohne Rücksicht auf Verluste, noch Fähren mit ca. 15kn Fahrt mitten durch das Getümmel. Netze waren dagegen, mit einem
Lauflicht über den Netzverlauf, vorbildlich gesichert.
Da wirkt unsere Dreifarbenlaterne im Masttop schon sehr spartanisch.
Wie die Fischer hier auf hoher See unterwegs sind, zeigte sich erst dann genau bei Tageslicht, als sie zu hunderten mit uns in Richtung Land unterwegs waren.
Wir sind geschafft und haben unseren Ankerplatz in Banjul nach exakt 7 Tagen und 5 Stunden und einer Gesamtstrecke von 958 nm erreicht. Bei absoluter Windstille zeigte das Thermometer 37 Grad im Schatten an und trieb uns so manche Schweissperle auf die Stirn. Dass wir morgen, am Sonntag, nicht einklarieren können, ist uns gerade recht, denn jetzt wird erstmal ausgeschlafen.
ETMAL Tag 7 = 112 nm
Klasse dass ihr gut angekommen seid. War ja zum Teil wild. Super dass du über KW schon Blogeinträge machen konntest…so waren wir fast dabei. Wir haben beide mehrmals täglich geschaut. Genießt Gambia für uns mit. Liebe Grüße Doro & Mark