Für den Einklarierungsprozess hatten wir uns, auf Empfehlung, für die Unterstützung durch einen lokalen Agenten entschieden. Im Nachhinein können wir diese Empfehlung uneingeschränkt weitergeben.
Wir waren um 9 Uhr morgens mit unserem Agenten Muhammed Keita am Jetty des Fischereihafens verabredet. Als wir am Jetty ankamen, wurden wir sofort von einer sehr netten Lady der Immigration in Empfang genommen. Da sich Muhammed wegen eines Verkehrsstaus verspätet hatte, eskortierte uns die Lady der Immigration schon mal zum Immigration Office, wo wir auch auf unseren inzwischen eingetroffenen Agenten trafen.
Um zum Immigration Office zu gelangen, gingen wir kreuz und quer zwischen hochaufgestapelten Containern durch den kommerziellen Hafen. Ich hatte jetzt schon die Orientierung verloren und würde es bestimmt nicht nocheinmal wiederfinden.
Und nun kam die Kompetenz und Bekanntheit unseres Agenten, der hier im Hafen normalerweise bei der Security arbeitet, zum Einsatz. Wir gingen mit ihm, vorbei an einer franz. Crew, die heute schon ihren zweiten Tag mit dem Einklarierungsprozess verbrachte, direkt in ein hinteres Büro der Immigration und füllten ein Papier mit unseren persönlichen Daten aus.
Rechts: Health Officer und Muhammed
Kurzer Wechsel, zwei Büros weiter, zur Gesundheitskontrolle. Nach dem Fiebermessen und der Überprüfung unserer Impfausweise, ging es wieder zurück zur Immigration, zum Abstempeln unserer Pässe. Das war der Höhepunkt der ersten Phase des Einklarierungsprozesses.
Mitte Babou
Bevor wir zur zweiten Phase übergingen wurde noch schnell ein Photo mit dem Handy des Immigation Officer Babou gemacht und uns nach Austausch der Telefonnummern zugesandt. Übrigens, in den Innenräumen (muss) soll wegen Covid eine Maske getragen werden, was wir, ausser für die Photos, auch immer eingehalten haben.
Um die Freigabe vom Zoll zu erhalten, mussten wir noch 3 weitere Büros aufsuchen. Im ersten Büro hatten wir ein Papier mit unseren Schiffsdaten auszufüllen, das im weiteren Verlauf als Laufzettel diente. Im zweiten Büro, an einem ganz anderen Ort im Hafen, wurden wir dann zum Boot befragt und es wurde entschieden, ob unser Boot inspiziert werden muss. Auch hier konnte uns Muhammed wieder helfen, indem er sich für uns verbürgte. Im dritten Zollbüro (obiges Bild), das sich wieder an einer anderen Stelle im Hafen befand, wurde dann das Ganze abgestempelt und bestätigt. Spätestens jetzt war klar, dass ohne die Ortskenntnis unseres Agenten die einzelnen Büros nur äusserst mühsam zu finden gewesen wären. Hinweisschilder oder Beschriftungen gab es hier nirgends.
Da wir später bei der Port Authority lokakes Geld benötigen, verliessen wir jetzt zunächst das Hafengelände und suchten in Banjul eine Wechselstube auf. Muhammed handelte einen guten Wechselkurs für uns aus und wir hatten nun jede Menge Bündel von Geldscheinen in den Hosentaschen.
Das Passieren der Wachposten an den Eingänge zum Hafengelände war mit Muhammed ebenfalls kein Problem. Es hatte den Anschein, als ob er jeden im Hafen kennt. Nach einem weiteren kurzem Besuch im ersten Büro bekamen wir unsere Zolldokumente ausgehändigt.
Nun begann die dritte Phase des Einklarierungsprozesses. Vom vierten Stock des grossen blauen Gebäudes aus, in welchem sich das Büro des Hafenmeisters, die Port Control und das Büro der Lotsen befindet, konnten wir erstmals ein wenig über das Hafengelände blicken. Auch hier war wieder ein Papier inklusive Crewliste auszufüllen, das anschließend vom Hafenmeister bestätigt wurde. Im Erdgeschoß befandt sich das Büro mit der Kasse, wo wir 1338 Dalasi (ca 23€) für unser Cruising Permit des Gambiaflusses bezahlen durften. Alles ohne Hinweisschilder, man muss schon wissen, wo sich was befindet. Auf dem Weg, wieder nach oben, besuchten wir ein weiteres Büro um uns Kopien der Quittung und den anderen Papieren machen zu lassen. Überall wurde Muhammed mit einem fröhlichen Hallo willkommen geheißen. Zurück im 4. OG, nach dem Kauf der Gezeitentabelle für 350 Dalasi und einigen Informationen durch den Hafenlotsen, war der letzte Schritt im Einklarierungsprozess abgeschlossen. Neuer Rekord für Muhammed, bis hierher hatten wir nur 2,5 Stunden benötigt.
Bevor wir zum Boot zurückkehrten, machten wir noch einmal einen Abstecher in die Stadt, um lokale SIM Karten zu erwerben, die auch gleich an Ort und Stelle aufgeladen und aktiviert wurden.
Auf dem Rückweg, wieder durch das Hafengelände, konnten wir die Entladung eines Containers mit unzähligen Fahrrädern und vielen Amazonpaketen beobachten. Ich dachte bereits, dass sich hier die Hafenarbeiter schon mal die besten Stücke sichern, dies scheint aber der normale Weg der Inspektion vor der Verkaufsfreigabe zu sein.
Den Nachmittag verbrachten wir in geselliger Runde zusammen mit Muhammed an Bord. Es gab einen regen Informationsaustausch, dazu Tee und Christstollen, den wir von den Kanaren mitgebracht hatten.
Am nächsten Morgen kam auch Babou von der Immigration, der ebenfalls eine große Hilfe war, auf einen kurzen Besuch an Bord vorbei. Wir tauschten Informationen und Kontaktdaten, da wir ihn spätestens für unsere Visumsverlängerung wieder aufsuchen müssen. Nach kurzer Zeit wurde er jedoch per Telefon für wichtige Tätigkeiten wieder ins Büro gerufen.
Da sich Muhammed ein kleines Bussiness als Agent aufbauen will, veröffentliche ich mit seiner Genehmigung und seinem ausdrücklichen Wunsch hier seine Kontaktdaten.
Muhammed Keita
mobile: +2207534064
email: keitamuhammed21@gmail.com
Wer seine Dienste in Anspruch nehmen möchte, möge sich ein paar Tage vorab melden. Er wird sich dann dann entsprechend organisieren und für die Unterstützung bereitstehen.
Grandios. Das ist Afrika, wie wir es kennen und lieben: Lärm, Staub, bunt, gründliche Bürokratie, Herzlichkeit. Ist einfach eine ganz andere Welt. Bin ganz schön neidisch auf euch. Genießt es! Liebe Grüße von Evi
Stimmt, und je weiter wir vordringen wird es immer staubiger, quirliger, bunter und herzlicher.