Nun sind wir bereits eine Woche unterwegs, und die Entfernung nach Französisch Guyana ist endlich dreistellig.
Unsere Tagesabläufe gleichen sich seither, einer wie der andere. Morgens ab 6:00 GMT hole ich neue Wetterdaten über Iridium, um damit die Streckenberechnung zu aktualisieren. Wie ich das mache, werde ich in den nächsten Tagen berichten, wenn für die restliche Strecke einigermaßen verlässliche Daten verfügbar sind.
In der Morgendämmerung zwischen 7:00 und 8:00 GMT, sende ich unsere aktuelle Position über Amateurfunk an winlink.org.
Nach Sonnenaufgang kommt der obligatorische Rundgang an Deck, um die toten Fliegenden Fische, bevor sie zur Geruchsbelästigung werden, der See zu übergeben. Meist im selben Zug passen wir die Segelfläche des Großsegels für den Tag an. Obwohl wir ein Rollgroßsegel haben, muß dies vom Mast aus erledigt werden.
Danach Tee trinken und mit etwas zeitlichem Abstand frühstücken. Zusammen geht das nicht !!! Bei dem Geschaukel auf diesem Raumwindkurs können wir gar nicht mehr als eine Tasse oder eine Schüssel festhalten. Alles was unbeaufsichtigt herumliegt, fliegt spätestens nach einer Wellenperiode quer durch das Schiff.
Bis zum späten Nachmittag passierte recht wenig, außer lesen, faulenzen und schlafen. Natürlich auch noch den Blogbeitrag des Tages erstellen und hochladen. Um 17:00 GMT beginnt die Diskussion, was gibt es zum Essen?
18:00 GMT nochmal ein kurzes Wetterupdate für die Nacht holen, damit es keine Überraschungen gibt und das Großsegel entsprechend angepasst werden kann. Nach 19:00 GMT, jedoch noch vor Sonnenuntergang gibt es eine warme Mahlzeit.
21:00 GMT, die Sonne ist jetzt bereits untergegangen und es wird kalt im Wind. Unglaublich aber wahr, im Cockpit hatten wir bei Nacht bislang immer unsere Schlechtwetterklamotten angehabt. Bis 01:30 GMT habe ich Ruderwache und Rita darauf bis 06:00 GMT.
Dazwischen ständiges Gemecker von uns beiden über die Wellen und das elende Geschaukele.
Unter Blauwassersegeln auf der Barfußroute stellt man sich halt zumeist etwas anderes vor.
Nautische Daten vom 12. Mai, 12 GMT
10° 48,6′ N – 037° 16,2′ W
Zurückgelegte Strecke: 862,5 nm
Entfernung zum Ziel: 969 nm
ETMAL: 131,9 nm
Liebe Rita und lieber Hartmut,
die Athene-Crew dankt euch sehr für die offenen und ungeschönten Eindrücke von eurer ungewöhnlichen wie auch mutigen Reise.
Im heimischen Bücherregal steht dicht aneinandergereiht bestimmt zwei Meter Literatur zum Thema ‚Weltumseglung‘ aus einem bekannten Hamburger Verlag. Der Tenor bezüglich Ozeansegeln ist durchweg im Hurraton geschrieben, mit vielleicht ein paar vorsichtigen Hinweisen, dass das Segeln doch nicht so einfach war.
Aus vielen Gesprächen und Suchen im Internet hörten und lasen wir Berichte, die mit euren Darstellungen bis auf den Punkt übereinstimmen. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass darunter auch Segler mit einer 50 ft Bénéteau (persönlich gesprochen) und einer Amel Super Maramu 2000 (gelesen) waren. Beides richtig große Schiffe und dennoch das Elend mit Rollen. Die Fraktion der Katamarane schreibt gerne „alles easy“. Hat man ein wenig Glück und kommt mit diesen Seglern ins Plaudern, erzählen sie von stark gerefften Segeln, aus Angst vor ‚White Squalls‘, Böen, die das Boot umwerfen können. Ob diese Furcht angezeigt ist oder nicht, mag ich nicht zu beurteilen. Mit Angst über den Atlantik zu segeln, ist sicherlich nicht erstrebenswert. Erwähnswert ist die nicht unerhebliche Geräuschkulisse. Ein Brite erzählte, das Boot hat sich stets so verdreht, dass ich manchmal dachte, das macht es nicht mehr lange. Der Kat war aus französischer Produktion. Im Schottischen hieße er wohl ‚lochs‘ oder ‚loughs.‘
Klar, und dann gibt es die personalstarken Crews, aber das ist eine andere Geschichte.
Das alles ist einen HR Segler bestimmt ziemlich egal, denn das Schiff hat sich seit Jahrzehnten bewährt.
Bald sitzt ihr in einer traumhaften Ankerbucht im Cockpit bei zwei Bier und resümiert, ach so schlecht war die Segelei nicht. Die Reise ist super verlaufen, das, was schiefgehen konnte, ist nicht schiefgegangen, Glück gehabt. Und ihr habt euch einen Traum erfüllt.
Gute Weiterreise … und ein bisschen Fluchen ist in der christlichen Seefahrt erlaubt.
Hallo Jürgen & Beate,
vielen Dank für den tollen Kommentar, der läuft runter wie Öl.
Gruss
Hartmut & Rita