Kurz vor Sonnenuntergang legten wir an den Iles du Salut ab, um die 90 Seemeilen lange Strecke zur Maroni Flussmündung über Nacht zurückzulegen.
Die Nacht verlief sehr ruhig, sowohl die Regensquals, als auch die Fischerboote ohne AIS, konnten wir an einer Hand abzählen. Da es noch einen Tag bis Neumond war, erhellten nur die Sterne den Nachthimmel, so dass sogar der Horizont zu erkennen war. Das letzte kleine Stück der Mondsichel zeigte sich erst im Morgenrot unter der wesentlich helleren Venus.
Mit dem bis zu 3 kn starken Strom entlang der Küste, kamen wir gut voran. Um mit auflaufendem Wasser in den Maronifluß einzulaufen, hatten wir über Nacht sogar unsere Geschwindigkeit gedrosselt und die Segel stark gerefft. Was für ein Fehler !!! Mit dem Sonnenaufgang war nämlich der Wind weg und aus den letzten 20 nm zur Ansteuerungstonne wären, ohne Motor ein verpasstes Gezeitenfenster und weitere 8 Stunden driften im Strom geworden.
Weit ausserhalb, im Mündungsdelta des Maroni, überfuhren wir die messerscharfe Trennlinie zwischen sedimentreichem Flußwasser und dem Wasser des Atlantiks. Es ist schon erstaunlich, dass es hier zu keiner Durchmischung kommt. Den Beinamen Café au lait trägt der Maroni nicht ganz unberechtigt.
Genau eine Stunde nach Niedrigwasser erreichten wir die Ansteuerungstonne. Obwohl sie riesengroß war, konnten wir sie erst ab einer Entfernung von 3nm erkennen. Der Strom kenterte ca. eine 1/2 Stunde nach dem Niedrigwasser und wir hatten somit wieder die Unterstützung des Flutstroms von bis zu 2 kn. Das gebaggerte Fahrwasser war eng und die Tonnen standen bis zu 1,5 nm weit auseinander. Durch den teilweise quersetzenden Strom musste ich höllisch aufpassen, um nicht aus dem Fahrwasserrand zu driften. Die Einfahrt ist bei schlechter Sicht, wenn man die nächste Tonne nicht sehen kann, ohne Radar gar unmöglich. Ungefähr 2 Stunden nach Niedrigwasser passierten wir die 3 Seemeilen lange Flachstelle, die geringste Wassertiefe haben wir dabei mit 3,5 m gemessen. Der größte Teil dieser Strecke war jedoch immer um die 4 m tief.
Weltweit scheinen sich die Fischer einig zu sein, dass es den besten Fang mitten im Fahrwasser gibt. So auch dieser Geselle, der uns sein 2km langes Netz in den Weg gelegt hatte. Der Anfang war noch gut durch eine rote Fahne gekennzeichnet, danach mussten wir uns an den kleinen Schwimmkörpern am Netz entlangtasten, ohne zu weit aus dem Fahrwasser zu geraten. Der erste Versuch hat nicht geklappt. Also kehrten wir um und starteten einen zweiten Versuch auf der anderen Seite des Netzes, was uns zwar weiter vom Fahrwasser weg brachte, jedoch stets in tieferem Wasser verlief.
Da die Flut nun schon seit 4 Stunden lief, entschieden wir uns am Point des Hattes zu ankern und die Reststrecke nach Saint Laurent morgen mit der nächsten Flut zu machen. Am Point des Hattes ist der Übergang vom Mündungsdelta zum Fluß, wobei der Maroni hier immerhin 4 km breit ist und wir das gegenüberliegende Ufer von Suriname nur erahnen konnten.