Die Nacht verlief leider nicht so ruhig, wie wir sie erwartet hatten. Wenig Wind aus unterschiedlichen Richtungen, gepaart mit 1 m altem Seegang, wirbelte das Feld der Fischerboote ganz schön durcheinander. Erst weiter entfernt von den Fischerbooten, nach einem erneuten Ankermanöver bei stockfinsterer Nacht, hatten wir unsere Ruhe.
Zudem mahnte uns das Routingprogramm zu einem frühzeitigen Aufbruch, wenn wir Trinidad vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wollten. So gingen wir bereits eine Stunde vor Sonnenaufgang ankerauf und motorten mangels Wind für 2 Stunden. Erst als wir etwas von der Küste Tobagos entfernt waren, setzte der vorhergesagte Wind mit 3-4 Bft ein.
Auf halber Strecke zwischen Tobago und Trinidad wurde es aufregend. Von hinten kam ein Fischerboot mit voller Fahrt auf, das genau auf uns zuhielt. Natürlich kam uns Piraterie in den Sinn, die in diesen Gewässern schon öfters vorgekommen ist. Doch ganz im Gegenteil, als der Fischer in Rufweite neben uns war, stellte es sich heraus, dass er ein Schiff suchte, das manövrierunfähig umherdriftet. Völlig enttäuscht, dass er bei uns falsch war und kein schnelles Bergungsgeld machen konnte, drehte er wieder ab und war kurz darauf außer Sichtweite.
Die hohen Berge der Nordküste von Trinidad waren trotz Dunst schon von weitem auszumachen. Die Annäherung zog sich jedoch wie Kaugummi und die letzten 2 Stunden musste, bei immer schwächer werdendem Wind, die Maschine für den Vortrieb sorgen.
Kurz nach Sonnenuntergang erreichten wir die Maracas Bay, eine tief eingeschnittene Bucht, wo wir alleine und einigermaßen geschützt vor der alten Dünung aus dem Nordatlantik ankern konnten.