Eigentlich wollten wir wegen der Sicherheitslage, überteuerter Mooringbojen und der aufdringlichen Bootsboys von Saint Lucia, ohne Stopp bis Martinique durchsegeln. Doch wegen der seit Wochen anhaltenden Wetterlage mit Starkwind und Regen aus Nordost, entschlossen wir uns zu mehreren Tagesetappen.
Am Samstag bot sich ein kurzes Wetterfenster mit zwar starken Winden, aber mehr aus östlicher Richtung als bisher an. Wir starteten bereits um 7 Uhr. Auf den ersten 5 Seemeilen mussten wir in Lee von St. Vincent wegen zu wenig Wind den Motor für fast zwei Stunden bemühen.
Doch das änderte sich dann schnell. Aus der Windstille wurden schlagartig 5-6 Bft und 2m Welle. Dazu kam noch der starke Äquatorialstrom, der uns mit fast 2 kn nach Nordwest versetzte.
Wo verläuft eigentlich die Barfußroute? Definitiv nicht entlang des Antillenbogens. Wir träumten von schönem Raum- oder Halbwindsegeln, hatten aber mit Amwindsegeln bislang nur gegen die Natur zu kämpfen. Als wir uns am Nachmittag Saint Lucia näherten, gesellte sich auch noch der Regen dazu. Zeitweise waren die Pitons an der Südwestküste komplett von Regenwolken verhüllt.
Als Ankerplatz hatten wir uns die Anse Cochon ausgesucht. Hier gab es keine Bojen und somit auch keine Boatboys die lästig wurden. Als gegen 5 Uhr die zahlreichen Ausflugskatamarane mit ihrer lauten Musik die Bucht verließen, wurde es richtig idylisch. Da sich bei der Ankunft das Vorsegel nicht richtig einrollen ließ, und ganz oben vom Kopf des Segels etwas herunterhing, mussten wir das Segel zur genaueren Begutachtung herunternehmen .
Da es in der Bucht nur leichten Wind hatte, war das schnell gemacht. Die Naht eines Kopfbandes war einseitig auf 40 cm Länge kompett aufgegangen. Mit der Handnähmaschine und einer abgebrochenen Nadel benötigte ich knapp 2 Stunden, um die dicke Lage aus Segel, Keder und zwei Gurtbändern wieder dauerhaft zu vernähen. Erst in der Dämmerung war das Segel wieder gesetzt und einsatzbereit.