Obwohl fast alle Faktoren für die Entstehung eines tropischen Sturms oder gar eines Hurrikans bereits gegeben sind, ist es noch erstaunlich ruhig. Die offizielle Hurrikansaison beginnt am 1. Juni und endet am 1. Dezember. Für uns wird es daher Zeit, die letzte Strecke nach Guatemala, zu dem von uns gewählten sicheren Rückzugsort im Rio Dulce, anzutreten.
Üblicherweise frischt am Abend der Wind auf und schläft nach 2 bis 3 Stunden wieder ein. Für heute hatte der Wetterbericht bereits ab Mittag leichten Ostwind angesagt, der sich in der Nacht bis auf 6 Bft. verstärken und um abgeschwächt weit in den nächsten Tag hinein anzuhalten. Um 11 Uhr lichteten wir dementsprechend den Anker.
Als wir nach 2 Stunden unter Motor das südlichste Cayo von Utila passierten, lag das Meer immer noch genauso grau und bleiern da, wie der Himmel.
Erst am späten Nachmittag gab es die ersten Anzeichen von Wind. Zuwenig, um zu segeln, aber fürs Motorsegeln reichte es bereits. Nach 33 Seemeilen war der Wind stark genug, um endlich den Motor abzuschalten. Ab jetzt stimmte auch die Vorhersage ganz genau.
Der fast volle Mond zauberte ein diffuses Licht aus dem dunstigen Himmel hervor, sodass wir sogar die uns begleitenden Delfine erkennen konnten.
Der Wind hielt, was er versprach, und so hatten wir bis zum Sonnenaufgang bereits 80 Seemeilen zurückgelegt.
Gegen Mittag hatten wir es geschafft, das Cap Tres Puntos in Guatemala zu runden, ohne noch einmal den Motor zu bemühen.
Nach exakt 111 Seemeilen erreichten wir den Ankerplatz hinter Tres Puntos. Drei weitere Yachten lagen bereits vor Anker und warteten ebenfalls wie wir auf das Vollmondhochwasser von morgen Früh, um die flache Flusseinfahrt zu überqueren.