Tikal

Tikal ist eine bedeutende antike Maya-Stadt im Norden Guatemalas. In ihrer Blütezeit, zwischen 200 und 900 nach Christus, war sie das politische, wirtschaftliche und religiöse Zentrum der Maya-Zivilisation. Neben den beeindruckenden Tempeln, Palästen und Plätzen war sie auch für ihre fortschrittliche Architektur, Astronomie und Kunst bekannt.

Mit dem Kleinbus fuhren wir von Flores in einer einstündigen Fahrt nach Tikal. Um das weitläufige Gelände der Maya-Ausgrabungen zu betreten, mussten wir zunächst am Eingang unsere Eintrittskarten kaufen.

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Durch sein geschultes Auge und sein Wissen, wo man suchen musste, konnte unser Führer bereits auf dem Weg zum Tempel IV zahlreiche Tiere der örtlichen Tierwelt zeigen. Neben den Krokodilen, die nur wenige Meter vom Weg entfernt in der Sonne lagen, und den völlig zutraulichen Nasenbären war die Sichtung eines Quetzals, des sehr seltenen Wappentiers Guatemalas, ein Höhepunkt.

Es war für uns zunächst schwer vorstellbar, dass es sich bei den Ruinen um Ausgrabungen handelt. Da Tikal jedoch mitten im Regenwald liegt, wäre bereits nach ein paar Jahrzehnten durch den üppigen Bewuchs nichts mehr von den Bauten zu erkennen.

Viele dieser Erdhügel werden daher bewusst nicht ausgegraben, um sie vor Umwelteinflüssen zu schützen.

Am Tempel IV, dem Tempel der Zweiköpfigen Schlange, angekommen, konnten wir aus der Bodenperspektive die wahre Größe noch nicht erfassen.

Mit etwa 70 Metern ist der Tempel IV der höchste Tempel in Tikal und zugleich eines der höchsten präkolumbianischen Bauwerke Amerikas. Um hinaufzugelangen, mussten wir zunächst zahlreiche Stufen in der feuchten Hitze erklimmen.

Selbst die Brüllaffen, die wir im Aufstieg beobachten konnten, waren kaum zu einer Bewegung fähig.

Der Tempel wurde um das Jahr 741 n. Chr. unter der Herrschaft von Yik’in Chan K’awiil, dem Sohn von Jasaw Chan K’awiil I., erbaut und diente auch als dessen Grabstätte. Der Name ‚Tempel der Zweiköpfigen Schlange‘ leitet sich von einer Darstellung auf einem geschnitzten Altar ab, der in Verbindung mit dem Tempel gefunden wurde. Diese Schlange gilt in der Maya-Mythologie als mächtiges Symbol und ist eng mit dem Königshaus sowie den rituellen Handlungen der Maya verknüpft.

Über dem Blätterdach des umliegenden Dschungels bot sich uns ein spektakulärer Panoramablick über das gesamte Gelände. Nicht ohne Grund gilt der Tempel IV als Höhepunkt der monumentalen Architektur in Tikal und als eines der beliebtesten Touristenziele dieser Stätte.

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Auf unserem weiteren Weg passierten und erklommen wir weitere Tempel. Der Doppeltempel ‚Mundo Perdido‘, die Verlorene Welt, diente als riesiges astronomisches Observatorium zur Beobachtung von Himmelsereignissen und war auch als religiöser Komplex für wichtige Zeremonien von Bedeutung.

Beim Großen Platz konnten wir in jede Himmelsrichtung eine besondere Sehenswürdigkeit bestaunen. Der Tempel I, oft als Tempel des Großen Jaguars bezeichnet, ist eines der bekanntesten Bauwerke in Tikal. Er erhebt sich etwa 47 Meter hoch und dominiert die Große Plaza, das Herz der Stadt. Der Tempel wurde um das Jahr 732 n. Chr. unter der Herrschaft des Königs Jasaw Chan K’awiil I. erbaut und diente als dessen Grabmal. Die Pyramide besteht aus neun Stufen, die symbolisch für die neun Unterwelten der Maya-Mythologie stehen. An der Spitze des Tempels befindet sich ein steinerner Raum, in dem religiöse Zeremonien abgehalten wurden. Der Tempel diente nicht nur als Begräbnisstätte, sondern auch als wichtiges Ritualzentrum, an dem Priester Opfer darbrachten und sich mit den Göttern der Maya-Welt verbanden.

Direkt gegenüber steht der Tempel II, auch bekannt als Tempel der Masken. Dieser Tempel ist etwa 38 Meter hoch und bietet von seiner Plattform aus einen Überblick auf die Große Plaza. Der Tempel wurde ebenfalls im 8. Jahrhundert erbaut, wahrscheinlich zu Ehren der Frau von Jasaw Chan K’awiil I., und war ein wichtiger Teil des rituellen Lebens in Tikal. Der Name „Tempel der Masken“ rührt von den großen Steinskulpturen an den Seiten des Tempels her, die maskenähnliche Gesichter darstellen. Diese Masken symbolisierten möglicherweise Maya-Götter oder mythologische Figuren und sollten die spirituelle Kraft des Tempels betonen.

Da die Masken am Tempel II stark verwittert und nur mit viel Phantasie zu erkennen sind, befindet sich ein restauriertes Exemplar im angrenzenden Komplex der Nordakropolis.

Die Nordakropolis ist eines der ältesten und wichtigsten zeremoniellen Zentren von Tikal. Diese Stätte beherbergt eine Vielzahl von Gräbern und Monumenten, die bis in die präklassische Zeit (ca. 100 v. Chr. bis 250 n. Chr.) zurückreichen. Mehrere Tempel sind hier zu finden, die den Maya-Eliten als Begräbnisstätten dienten.

Im gegenüberliegenden Komplex der Zentralen Akropolis, welche aus Verwaltungs- und Wohnpalästen bestand, lebte die königliche Familie von Tikal.

Völlig überladen mit den Eindrücken vom Besuch unserer ersten Mayastätte und fast 10 km Wanderung im Dschungel, saßen wir nachmittags wieder im Bus nach Flores und genossen die klimatisierte Fahrt.