Mit einem Motorroller – dem wohl beliebtesten und am weitesten verbreiteten Verkehrsmittel auf der Insel San Andrés – sind wir heute über die gesamte Insel gefahren, um herauszufinden, was sie neben den vielen Wasseraktivitäten sonst noch zu bieten hat.
Den ersten Stopp legten wir am internationalen Flughafen Gustavo Rojas Pinilla ein. Von hier aus werden täglich alle größeren Städte Kolumbiens wie Bogotá, Medellín, Cartagena, Cali und Barranquilla angeflogen. Architektonisch ist der Flughafen eher funktional als spektakulär gestaltet.
Das Terminalgebäude ist einstöckig und kompakt. Es dominieren einfache, farbenfrohe Beton- und Fliesenelemente – typisch für viele Flughäfen in der Karibik.
Nur wenige Meter vom Flughafen entfernt beginnt die Playa Spratt Bight – angeblich der schönste Strand der Insel.
Direkt an der Hotelzone von San Andrés-Stadt gelegen, lädt feiner, weißer Sand und türkisfarbenes Wasser zum Baden und Verweilen ein.
Weiter ging die Fahrt entlang der Westküste in Richtung Süden. Auffällig war, dass es hier keine Sandstrände mehr gab – stattdessen säumten karge, vom Meer stark erodierte Felsen die Küstenlinie. Die Landschaft wirkte rau und ursprünglich und, abgesehen von den Verkaufsständen entlang des Ufers, deutlich weniger touristisch.
Unser nächster Halt war die Morgan Cave – ein Ort voller Geschichten und Legenden.
Der Name geht auf den berüchtigten walisischen Freibeuter Henry Morgan zurück, der im 17. Jahrhundert die Karibik unsicher machte. San Andrés galt damals als strategisch günstiger Zwischenstopp für Piraten und Freibeuter, die von hier aus spanische Handelsschiffe angriffen oder sich nach ihren Raubzügen zurückzogen. Der Legende nach soll Morgan hier nicht nur Zuflucht gefunden, sondern auch einen Teil seiner Beute versteckt haben – tief in den natürlichen Höhlen der Insel.
Heute ist die Höhle ein kleines Ausflugsziel. Da die eigentliche Höhle größtenteils unter Wasser steht und nur wenige Meter begehbar ist, wurde oberirdisch ein gut gemachter Nachbau errichtet, in dem es allerlei Gegenstände und Szenen aus der Piratenzeit zu bestaunen gibt.
In die Felsen eingelassene Figuren stellen Morgan und seine Crew dar, ergänzt durch Licht- und Soundeffekte, die die Geschichte lebendig machen.
Auch wenn die Anlage eher einfach gehalten ist, sorgt die mystische Stimmung im Inneren der Höhle für eine besondere Atmosphäre.
Man kann sich fast vorstellen, wie einst Piraten in der Dunkelheit verschwanden.
Weiter ging die Inseltour zum Big Pond, einem Süßwassersee im Inselinneren, den wir vor allem wegen seiner tierischen Bewohner besuchten: den Kaimanen.
Der von lockerer Vegetation umgebene Teich liegt inmitten einer grünen, ruhigen Hügellandschaft – ein spannender Kontrast zu den Küstenabschnitten. Vor Ort wurden wir von einer Einheimischen begrüßt, die uns durch das Gelände führte. Laut ihrer Aussage leben zur Zeit 40 Kaimane in diesem Teich.
Wir hatten Glück, denn ein 1,5m großes Exemplar war gerade an Land gekommen.
Auch wenn die Tiere auf den ersten Blick träge wirken, sollte man ihnen lieber nicht zu nahe kommen.
Die kleinen Alligatoren gelten als harmlos, bleiben aber Wildtiere.
Abgesehen von den Reptilien lohnt sich der Besuch auch wegen der schönen Aussicht auf das Inselinnere – ein ruhiger Ort, der einen ganz anderen Eindruck von San Andrés vermittelt.
Wieder zurück an der Westküste besuchten wir La Piscinita – „das kleine Schwimmbecken“. Ein natürlicher Meerespool mit glasklarem Wasser und Felsen, von denen man ins Meer springen kann.
Leider wirkte der Ort inzwischen verlassen. Alle Ausstiegshilfen wurden entfernt, was das Baden erschwert – vermutlich, um die Besucher gegen Eintrittsgebühr in die etwas nördlicher gelegenen privaten Naturpools zu lenken.
Ein kurzer Blick genügte – wir zogen weiter.
Je näher wir der Südspitze der Insel kamen, desto stärker wurde die Brandung, die sich mit beeindruckender Kraft um das Kap herumwand. Hier befindet sich auch das berühmte Hoyo Soplador – ein natürliches Luft- und Wassergeschoss, das bei starkem Wellengang eine Fontäne durch ein Loch im Fels in die Höhe schießt.
Als letzte Station unseres heutigen Ausflugs steuerten wir die erste Baptistische Kirche der Karibik an: die First Baptist Church Emmanuel, gelegen im Inselinneren auf einem Hügel bei La Loma. Die hölzerne Bauweise und die schlichte, aber warme Innenausstattung verleihen dem Gebäude einen ganz eigenen Charme.
Die Kirche wurde 1847 von befreiten Sklaven gegründet und ist bis heute ein bedeutendes Zeugnis der afro-karibischen Geschichte und Kultur von San Andrés. Sie gilt als die älteste ihrer Art in der gesamten Region.
Besonders beeindruckend ist der Ausblick vom Kirchturm – bei klarer Sicht hatten wir einen weiten Blick über die Insel bis hin zur Küste. In der Mitte der Bucht konnten wir sogar Kirke vor Anker erkennen.
Ein ruhiger und geschichtsträchtiger Abschluss eines erlebnisreichen Tages.